23.03.2012, Friday

«Spaghetti mit Rückgrat»

Der Berner Patric Marino hat die Geschichten seiner italienischen Grosseltern aufgeschrieben.

Von Stephanie Rebonati
Foto: Matthias Günter

Friday: Patric, worum gehts in deinem Buch «Nonno spricht»?
Patric Marino: Um die Erlebnisse meiner Grosseltern in Italien, früher und heute.

Welche ist deine liebste Geschichte?
Die, in der mein Nonno als Bub Melonen mit den Zehen abzwickt und sie wie Fussbälle den Hang hinunterdribbelt, um sie mit seinem Bruder zu teilen.

Du bist Erzähler und Hauptfigur. Warum?
Ich nenne alles beim Namen, also kann ich mich selber auch beim Namen nennen. Das ist wie mit Spaghetti, die innen hohl sind: Die haben kein Rückgrat, wollen etwas sein, was sie nicht sind. In meiner Geschichte ist alles echt. Echte Spaghetti.

Warum hast du das Buch deinen Grosseltern gewidmet?
Weil es das Buch ohne sie nicht gäbe. Es ist ihre Geschichte. Sie feiern dieses Jahr ihre goldene Hochzeit.

Wie haben sie auf das Buch reagiert?
Sie sehen den Wert nicht, den ihre Geschichte für mich hat. Für sie ist es bloss ihr gelebtes Leben.

Bist du traurig darüber?
Nein. Ihre Haltung zeugt von Bodenständigkeit. Und genau das schätze ich so sehr an ihnen.

Du bist sechsmal zu ihnen nach Kalabrien gereist.
Aber nicht, um das Buch zu schreiben. In Italien habe ich kein Wort notiert.

Was hast du dann dort gemacht?
Ich habe Zeit mit meinen Grosseltern verbracht, um zu sehen, hören, essen, riechen und lernen. Das hat etwas in mir geweckt. Die Lust, in Italien zu sein.

Hat dich das Buch verändert?
Ja. Es haben sich Fragen aufgetan: Woher komme ich? Wo gehöre ich hin?

Hast du die Antworten gefunden?
Nein. Es ist wie mit dem Heimweh. Ich weiss nicht, wonach ich Heimweh habe, aber es hilft, wenn ich eine Muschel gegen mein Ohr presse oder eben Nonnos Erzählungen zuhöre.

Bella Italia
Autor Patric Marino, 22, besucht seine Grosseltern in Italien, fährt mit ihnen zu Verwandten, ans Meer und auf den Markt. Sein Nonno erzählt aus seinem Leben und weckt in Patric das Interesse an den eigenen Wurzeln – und beim Leser die Lust, den Grosseltern ebenfalls Fragen zu stellen.

«Nonno spricht», Lokwort- Verlag, Fr. 17.50, ab 30.März
Lesung: Do 29.März, 20.30 Uhr, Café Kairo, Bern 

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