18.03.2018, Sonntagsblick Magazin

Frauenarbeit

Ein neuer Bildband zelebriert die facettenreiche Garderobe von Frauen am Arbeitsplatz – und räumt mit Vorurteilen auf.

Von Stephanie Rebonati

Vor rund einem Jahr, gerade mal zwei Wochen im Amt, verkündete US-Präsident Donald Trump, dass seine weiblichen Angestellten sich wie Frauen zu kleiden hätten. Die Empörung breitete sich wie ein Buschfeuer aus. Denn was bedeutet es überhaupt, sich am Arbeitsplatz weiblich zu präsentieren?

In den sozialen Medien veröffentlichten Frauen aus aller Welt eine Bandbreite von Antworten: Soldatinnen in Uniform, Ärztinnen mit Mundschutz und Kittel, Autorennfahrerinnen mit Helm und Overall, ja sogar Pastorinnen im schwarzen Talar mit weissem Kragen und Astronautinnen im Raumanzug sagten unisono: Ich bin eine Frau und kleide mich bei der Arbeit genau so. Eine Forensikerin aus San Francisco schrieb unterhalb ihres Bildes gar: «Ja, ich führe gerade eine Autopsie durch und trage dabei meine Perlen.»

Auch die UBS geriet 2010 wegen eines 44-seitigen Kleidungsreglements in die Kritik, das unter anderem Frauen vorschrieb, hautfarbene Unterwäsche zu tragen, sich regelmässig die Zehennägel zu schneiden (damit die Strumpfhose nicht reisst) sowie auf eng anliegende Bekleidung und auffälliges Make-up zu verzichten.

Ein Buch für alle, die an der Emanzipation arbeiten
Dass Banken ein gepflegtes Auftreten erwarten, ist nachvollziehbar. Doch weshalb muss vorgeschrieben werden, was angemessen ist? Es geht hier nicht um Rocklänge, Nagellackfarbe oder die Dicke des Lidstrichs. Es geht um Urteilsvermögen. Frauen, wie alle anderen Menschen am Arbeitsplatz auch, sind bestens in der Lage, selbst zu entscheiden, welche Art Hose, Kleid, Rock, Schuhe, Accessoires oder Maniküre angebracht ist, um ihrer Arbeit nachzugehen.

Dieser Meinung sind auch Vanessa Friedman, Modechefin bei der «New York Times», und Roxane Gay, Bestsellerautorin, die mit ihrem Essayband «Bad Feminist» international berühmt wurde. Nach Trumps Kommentaren im Februar 2017 sahen sie sich gezwungen, etwas zu unternehmen. Sie sammelten Bilder von arbeitenden Frauen und machten daraus ein Buch, dessen Titel sich gleichzeitig wie ein Imperativ und Mantra liest: «Dress Like A Woman».

Man begegnet etwa der Pilotin Amelia Earhart, die 1932 als erste Frau den Atlantik im Alleinflug überquerte. Oder Marlene Dietrich am Presseball 1929 in Berlin – im schwarzen Herren-Smoking mit Zylinder, Zigarette und einer grossen, weissen Textilblume am Revers. Doch es geht in diesem Buch nicht nur um berühmte Frauen. Es ist eine Hommage an jede Frau, welche mit ihrem Einsatz die Emanzipationsbewegung des 20. Jahrhunderts ins Rollen brachte – und zwar ladylike, wohlgemerkt.

Buch: Vanessa Friedman und Roxane Gay, Dress Like A Woman, Abrams & Chronicle Books 2018

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